Alexander Gehring

Vision – mon amour

Die Arbeit »Vision – mon amour« greift das Phänomen der Marienerscheinungen auf, die im 17. Jahrhundert in dem Ort Kevelaer gehäuft auftraten und die es vermochten, die kleine Stadt zu einem bekannten Wallfahrtsort zu machen. Ausgehend von den Begebenheiten rund um die auftretenden Erscheinungen, hinterfragt die Arbeit den Begriff der Vision, der hier nicht nur das Erfahren einer übersinnlichen Wahrnehmung jenseits des rational Erklärbaren meint, sondern der auch als Synonym für die Entstehung eines sinnlich erfahrbaren, künstlerischen Werkes steht. Abgeleitet vom lateinischen visio (lat. Erscheinung, Anblick) ist die Vision stets Voraussetzung und elementarer Ausgangspunkt jedes künstlerischen Schaffens. Sie ist Katalysator für Ideen und Veränderungen und vermag der eigenen Vorstellungskraft eine materielle Form zu geben.

Darüber hinaus verweist die Vision in ihrem Wortbegriff auch auf unsere Medienkultur, in der das Sehen geprägt ist von audiovisuellen Erfindungen, wie zum Beispiel dem Fernsehapparat – der tele-Vision – deren nicht verortbare, jenseitige Bilderflut sich aus scheinbar magischen Kanälen speist, ähnlich der mysteriösen Erscheinung der leibhaftigen Jungfrau Maria vor den erstaunten Augen der auserwählten Zeugen.

»Die Arbeit nimmt die übernatürliche Vorkommnisse zum Anlass, um die Vision als ein bildgebendes Ereignis zu verstehen, bei dem innere Bilder Gestalt annehmen, sich konkretisieren und sinnlich für andere Menschen erfahrbar werden.«

Melanie Vogel, Warte für Kunst Kassel

Alexander Gehring studierte von 2005 bis 2011 an der FH Bielefeld. Seine Arbeit »Vision – mon amour« entstand im Rahmen der Ausstellung This is not Berlin für das Niederrheinische Museum Kevelaer in Zusammenarbeit mit dem Kulturwerk des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler, Landesverband NRW e.V.